Les collines

 

Ende der siebziger Jahre, auf der Suche nach einer Schule für ihren Sohn, vernimmt Rosy Tschopp von Pfarrer Firmin Rudaz, dass es Gerüchte betreffend einer baldigen Schliessung des Instituts von Le Bouveret gebe. Die Kinder sollen demnach auf Wunsch der Eltern entweder in Freiburg, Lausanne oder Genf integriert werden. Vier Familien schliessen sich daraufhin zusammen und beschliessen, 1976 einen Verein zu gründen: den Verein Eltern von Kindern mit Hörbehinderung (APEDAV). Auf Anfrage des Eltern-Mitglieds Herr Lathion, setzt sich Herr Dupont, Präsident von Vouvry und Abgeordneter, im Grossen Rat für sie ein.

 

Die Doktorin De Wolf (hörend) kämpft ebenfalls seit mehreren Jahren mit grossem Elan, indem sie Geld spendet und die Anliegen der Gehörlosen vertritt, sich mit allen praktischen Vorstössen befasst, um schliesslich eine spezialisierte Klasse in einer Walliser Schule zu eröffnen.

 

Sie werden schliesslich gehört und die Wahl des Schulstandorts fällt auf Sitten. Bernard Amherdt, Bildungsdirektor, informiert den Verein, dass die Bemühungen für die Eröffnung einer Sonderschulklasse beim Departement für Volksschulbildung und dem Büro für Sozialversicherungen erfolgreich gewesen seien.

 

So wird im September 1978 eine Klasse nur für Hörbehinderte im Centre des Collines (Zentrum von Les Collines) eröffnet. Das Wallis wird also zum Wegbereiter in der Westschweiz. Es ist dem Waadtland voraus, welches ein Jahr später eine ähnliche Struktur vorschlägt. Die Schüler, die am Ende ihrer Schulzeit in Le Bouveret sind, gehen nach Freiburg ins Institut von Guintzet. Die jüngeren gehen nach Sitten. Der Verein arbeitet eng mit dieser neu gegründeten Klasse zusammen.

Bei Beginn ihrer Eröffnung, nimmt die Klasse sieben hörbehinderte Kinder auf. Die Schüler werden von einer Sonderpädagogin, Marlyse Beney, einer Logopädin, Elisabeth Sierro und einer Erzieherin, Marie-Claude Sauthier betreut. Die Integration der Schüler findet von Anfang an statt; sie besuchen sogar eine Anzahl Stunden in Klassen von Hörenden.

 

Ein Gebärdensprachkurs wird ab 1979 von Marie-Louise Fournier unterrichtet, welche auch da Pionierarbeit in der Westschweiz leistet. Der Kurs wird nicht nur vom Lehrpersonal der Hörbehindertenklasse, sondern auch von den Lehrerinnen der Integrationsklassen besucht.

 

Der Kindergarten, um welchen sich Elisabeth Gilloz kümmert, öffnet und schliesst je nach Bedarf. 1983 zählt die Kindergartenklasse 5 Schüler, die von verschiedenen Gegenden des Zentral-Wallis kommen (Leytron, Isérables, Savièse, Haute-Nendaz und Sitten) und eine neue Logopädin, Fräulein Christine Bagnoud, vervollständigt das Team.

 

Eine Primarklasse mit sechs Schülern, von denen eines ein paar Fächer in der Sekundarschule besucht, werden von Alain Chevalley betreut, in Zusammenarbeit mit der Logopädin Joëlle Doyen.

 

Die Kinder, welche am Mittag nicht nach Hause können, werden von zwei Erzieherinnen betreut. Sie essen im Heim St-Guérin, das in der Nähe von Les Collines liegt.

 

1984 bekommen die Schüler Lektionen in Rhythmik, die sie besonders mögen und nehmen an allen Veranstaltungen teil, die von der Schule organisiert werden. Überall dort, wo es möglich ist, werden die Kinder in den Unterricht mit den Hörenden integriert.

Das Hauptproblem besteht darin, einen harmonischen Übergang von der Schule zum Berufsleben zu schaffen. In den Lektionen wird versucht, die Schüler mit Besuchen in Firmen oder mit Schnupperlehren auf ein Studium oder eine Lehre vorzubereiten. Einige Jugendliche besuchen das Fach Mathematik in der Sekundarschule, andere beginnen eine Lehre und werden dabei weiterhin von ihrem ehemaligen Lehrer unterstützt.

 

Rolande Praplan gibt seit 1986 in Les Collines Gebärdensprachkurse. 1987 wird ein spezieller Raum für Psychomotorik im Zentrum eingerichtet. Und 1988 unterstützt der Verein APEDAV die Beschaffung eines Computers für die Klasse von Herrn Chevalley.

 

1988 wird das 20-Jahr Jubiläum der Sonderklassen für Gehörlose in der Schule von Les Collines gefeiert. Die Feier fällt auf den gleichen Tag, wie der Tag der Westschweizer Schüler, den 5. Juni. Ein weiter Weg ist in diesen zwanzig Jahren zurückgelegt worden. Die Klasse hat nun eine richtige Aufnahmestruktur: zwanzig Kinder sind in drei Kindergarten- und Primarklassen eingeteilt und ein Kindergarten betreut vier Kleinkinder im Alter von 2 – 4 Jahren. Die Zahl der Betreuer hat sich auch vergrössert: Sonderpädagogen, Erzieherinnen, Logopädinnen, Psychomotorikerinnen, Katechetinnen und gehörlose Erwachsene. Die Wahl der Kommunikation (Gebärdensprache oder gesprochene Sprache) wird bei jedem einzelnen aufgrund des Entscheids der Eltern oder den Fähigkeiten des Kindes berücksichtigt. Die Gemeinschaft von solchen Klassen und normalen Klassen im gleichen Gebäude ist ideal für eine gute Integration von gehörlosen Schülern.

 

Anlässlich der 20-Jahr Feier zeigt eine Fotoausstellung die Geschichte von Géronde und Le Bouveret und ein grosses Theater wird im Amphitheater von St. Guérin aufgeführt. Im Heim von St. Guérin wird ein Buffet für 200 Personen bereitgestellt. Philippe Steiner, Präsident der APEDAV und Claudy Fournier, Vize-Präsident des GVW, moderieren den Abend. Stéphane Faustinelli, Präsident der Katholischen Gemeinschaft der Gehörlosen im Wallis dankt Danielle Revaz für den Religionsunterricht für gehörlose Kinder seit 1978.